Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler
Wie ist der Stand der Immobilien? - Zehntscheuer
So langsam kommen viele Menschen wieder zurück in ihre Wohnungen und Häuser im Ahrtal. In der Stadt eröffnen viele Geschäfte und Restaurants wieder und auch bei den kirchlichen Immobilien tut sich etwas. Die von der Flut und dann durch den Starkregen getroffene Zehntscheuer auf dem Ahrweiler Marktplatz ist ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Der Boden in der Zehntscheuer steht kurz vor der Fertigstellung: Mitte/Ende Juli kam der Estrich – „Der Estrich musste sich zunächst erst einmal entspannen“, so Michael Seeliger scherzhaft. Derzeit sind die Handwerker damit beschäftigt, die zuvor ausgesuchten Fliesen zu verlegen, wie auf den Bildern erkenntlich ist.
Die Zehntscheuer ist ein Zeichen der Hoffnung, sagt Pfarrer Jörg Meyrer. Die Pfarrei hofft nämlich, diesen Raum noch dieses Jahr – möglicherweise im Herbst, sofern nichts dazwischen kommt – für verschiedene Veranstaltungen wieder nutzen zu können.
Auch die derzeit in der Laurentiuskirche stattfindenden Gottesdienste sollen dann gegebenenfalls in die Zehntscheuer verlegt werden. „Vor allem die Lichtbedingungen sind im Winter in der Kirche nicht ideal, sodass die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann“, so Dr. Arno-Lutz Henkel, Kooperator in der Pfarrei und zuständig für Immobilienangelegenheiten.
„Was noch fehlt sind die Fertiginstallationen – z.B. die Sanitäranlagen. Sie können, ist der Boden fertig verlegt, schnell installiert werden und auch ohne die Räume bereits fürs Erste genutzt werden“, so Seeliger.
Highlight bleibt weiterhin der Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadt: Die Pfarrei hat durch die Ahrtalwerke zugesichert bekommen, dass die Gebäude der Pfarrei für die kommende Heizperiode an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Ab Ende August/Anfang September beginnen die Bauarbeiten dafür.
Falls der Anschluss noch nicht gelingt, wird der Pfarrei ein mobiles Heiznetz durch die Ahrtalwerke zur Verfügung gestellt.
Gerade an Nightfever-Abenden war die Zehntscheuer ein willkommener Ort zum Aufwärmen oder für kleine, leckere Suppenpausen. Diese können, dank der großartigen Spende, die die Pfarrei erreicht hat, ebenfalls bald wieder zubereitet werden. Die Küche ist schon angeliefert worden und wartet derzeit in der Bücherei auf ihren Einbau.
Dafür werden die Studierenden der Möbelfachschule eigens nochmal nach Ahrweiler kommen und die Küche fachgerecht einbauen.
Dieter Müller, ehemaliger Schulleiter des Möbelhandels in Köln, und Paul Radermacher, Mitglied des Verwaltungsrates, schilderten ihre Eindrücke:
Dieter Müller
„Im November 2021 erhielt ich einen Anruf meiner Nachfolgerin im Schulleiteramt der Fachschule des Möbelhandels* in Köln. Sie bat mich als Bewohner des Ahrtals, einer Projektgruppe des Studienganges Interior Designer/in Küche behilflich zu sein. Die Studierenden hatten sich angesichts der Flutkatastrophe als ihr Fachschulprojekt das Ziel gesetzt, für eine gemeinnützige soziale Einrichtung im Ahrtal, die von der Flut betroffen ist, Ersatz für eine zerstörte Küche zu planen und mit Unterstützung eines Küchenherstellers zu realisieren. Nach einem Telefonat mit der Sprecherin der Gruppe und der projektleitenden Dozentin begann ich, meine Fühler auszustrecken, um eine bedürftige Einrichtung zu finden. Als Bad Bodendorfer dachte ich zunächst an das schwer beschädigte Lebenshilfehaus in Sinzig, doch ein Besuch vor Ort ließ mich zutiefst schockiert erkennen, dass dort in absehbarer Zeit keine neue Küche benötigt werden würde. Also wandte ich mich an meine katholische Pfarrei, an die evangelische Pfarrerin in Sinzig und an Pastor Meyrer von St. Laurentius. Die Sinziger Pfarrer mussten mir mit Bedauern mitteilen, dass sie keine entsprechende Einrichtung nennen konnten, an der in absehbarer Zeit ein derartiger Bedarf bestand. Aus der Pfarrei St. Laurentius – die ja selbst schwer betroffen ist – erhielt ich von Pastor Meyrer eine positive Rückmeldung. Schließlich konnte ich Herrn Radermacher als Vorsitzenden des Verwaltungsrates und die Projektgruppe miteinander in Kontakt bringen. Schon frühzeitig hatten die projektleitende Dozentin Frau Bianca Boekholt und die Studierenden den Küchenhersteller Häcker Küchen GmbH & Co KG aus Rödinghausen als Sponsor gewonnen. So begann die Gruppe schließlich mit der Planung der neuen Küche für den Zehnthof in Abstimmung mit der Pfarrei und dem Unternehmen Häcker. Obwohl die Gruppe in Kürze ihren Studiengang als Staatlich geprüfte Interior Designer/innen Küche abschließen werden, werden die Gruppenmitglieder zum Einbau der Küche aus ganz Deutschland nochmal nach Ahrweiler anreisen. Ich freue mich, dass ich auch als Pensionär mit Bezug zu meiner früheren Tätigkeit etwas Gutes für meine Heimat bewirken konnte.“
Paul Radermacher
„Seit 1938 gilt die Kölner Fachschule des Möbelhandels – oder einfach nur MöFa genannt – als die Kaderschmiede der Einrichtungs-, Küchen- und Möbelbranche. Ob Interior Designer*in Küche, Duales Studium oder einer unserer weiteren zahlreichen Bildungsgänge: mit dem speziell auf die Einrichtungs-, Küchen- und Möbelbranche ausgerichteten Aus- und Weiterbildungsangebot sind wir in Deutschland und Europa einzigartig. Europaweit sind wir führend, wenn es darum geht, die Zukunft zu sichern – schnell, effektiv, digital, passgenau!
Gemeinsam wollte diese Klasse ein Küchenprojekt im Ahrtal realisieren. Schnell waren wir uns einig, dass ein derartiges Projekt innerhalb der zerstörten Räumlichkeiten der Kirchengemeinde St. Laurentius in die Anforderungen passte. Die Klasse hatte dann Besichtigungen vorgenommen und es wurde gemeinsam entschieden, die vollkommen zerstörte Küche in der Zehntscheuer zu projektieren. Das war für uns als Kirchengemeinde ein wunderbarer Lichtblick. Denn es stellte sich heraus, dass die Fa. Häcker Küchen aus Rödinghausen das Projekt der Fachschule begleitet. Die Firma produzierte die Küche und wird ebenfalls den Aufbau vornehmen. Und das Wunderbare dabei: Alles kostenlos!
Die Planung und Produktion war schneller, als die Bauarbeiten in der Zehntscheuer vorangingen. So wurde die Küche bereits Ende Juni komplett geliefert und lagert bis zum Einbau – hoffentlich bald – in der ehemaligen Bücherei in unmittelbarer Nähe der Zehntscheuer.“