Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Ich bin beim Frühstück noch nicht über das Kakaoalter hinaus“ - Diakon Bernhard Stahl im Interview
Kakao, den trinkt er gerne, hervorragenden Kaffee bereitet er zwar zu, mag aber den Geschmack; er ist sehr strukturiert und liebt das Fahrrad Fahren! Auf wen könnten diese Eigenschaften zutreffen? Auf Diakon Bernhard Stahl, der sich zum 30. Juni in den passiven Ruhestand begibt.
Seit seiner Kindheit ist er aktiv in der Kirche. Vom Messdiener, zum Küster über den Verwaltungsrat. „Alles was so möglich ist“, erinnert sich Stahl gerne. Irgendwann entstand dann die Idee, auch mehr zu machen. Denn eine Predigt ließ es ihn immer unruhiger werden. Doch mit dem Überlegen, kam die Einsicht: Beruf und Familie stehen für ihn an oberster Stelle. Der Wunsch danach, mehr zu tun und die Unruhe in ihm reiften über ein Jahr an. Mit Mitte 40 traf Bernhard Stahl dann eine Entscheidung: ich beginne die Ausbildung zum Diakon.
Neben seinem Beruf im Personalwesen und der Kundenberatung einer Bank, den er bald 30 Jahre ausübte, begann Stahl dann berufsbegleitend ein Fernstudium in Würzburg, um sich zum Diakon ausbilden zu lassen.
Während der Ausbildung kam das Bistum Trier auf ihn zu, mit dem Gedanken, ob er sich denn nicht auch vorstellen könnte, das ganze hauptberuflich auszuführen. Bernhard Stahl diskutierte zunächst viel mit seiner Familie; nachdem ein Kompromiss gefunden war, begann er 2007 in der Pfarreiengemeinschaft Dernau, Mayschoss und Rech sein pastorales Praktikum und wurde am 22. Mai 2010 im Trierer Dom von Bischof Stephan Ackermann zum Diakon geweiht. Anschließend begann er seinen Dienst in der damaligen Pfarreiengemeinschaft, vor allem in den Bezirken Rosenkranz und Pius. Schnell fand Stahl seinen Schwerpunkt in Taufen, Beerdigungen und Trauungen. Besonders der Dienst mit alten und kranken Menschen lag und liegt ihm am Herzen. „Aber über die Kasualien komme ich auch mit so vielen jungen Menschen in Kontakt! Ich bringe einer älteren Dame die Krankenkommunion, sie erzählt es ihrem Enkel und hier spüren auch jüngere Menschen, dass die Kirche da ist“, bedenkt Stahl.
Ein Markensymbol ist dabei das Fahrrad. Wer Bernhard Stahl kennt, der weiß, dass er von Anfang an mit dem Fahrrad unterwegs war: „Das ist eine Art Kommunikationsinstrument! Man hält kurz an. Man nimmt wahr! Das ist auch eine Begegnung, die man mit dem Auto nicht so leicht erreicht! Man kann fast von einer Art Fahrrad-Seelsorge sprechen!“
Auf die Frage nach Höhepunkten in seiner Zeit betont er besonders die Begegnungsfeste und die Begegnungen mit Menschen im Allgemeinen. „Aber auch mein Aufenthalt in Bolivien war ein absolutes Highlight! Ich habe dort eine sehr lebendige und mutmachende Kirche erlebt! Die Menschen sind begeistert vom Glauben gewesen. Gerne denke ich an die Feier des Patroziniums zurück: Es war kalt und dunkel, doch im Pfarrhof war ein Feuer und alle sind geblieben! Ganz unterschiedliche Menschen! Das hat mir sehr viel Mut für die Zukunft unserer Kirche gegeben“, betont Stahl.
Auf die Frage, ob er noch einmal den Weg des Diakons einschlagen würde, antwortet Stahl, dass er sehr dankbar sei. Er hätte seinen Beruf bei der Bank gerne ausgeübt. Aber der Beruf des Diakons ermögliche ihm die Begegnung mit Menschen, auch öfters existentielle Erfahrungen, die er so heute nicht mehr missen wollen würde!
Stahl blickt dabei auch mit einer gewissen Skepsis in die Zukunft. Die Generationen, die er jetzt begleite, seien geprägt durch ein jahrzehntelanges Einüben der Liturgie und bestimmter Formeln: Kreuzzeichen, Vater unser oder Ave Maria – da bewegen sich die Lippen, selbst bei Menschen in Demenz. Die Sprache ist da und auch ein gewisser Halt für die Menschen. Dies bricht jedoch drastisch ab. Was gibt Halt in der letzten Lebensphase? Oder woran halten sich nachfolgende Generationen fest, wenn das Vater unser nicht mehr eingeübt ist?
Auf die Frage, was er am Ruhestand genießen würde, antwortet Stahl, als erstes hoffe er auf den Abschluss aller Flutschäden an Wohnung und Außengelände. Er habe viele Baustellen, denen er sich nun intensiver widmen kann. „Wir haben einen neuen Hund bekommen, Gartenarbeit, Wandern, alles gemeinsam mit meiner Ehefrau und den Kinder. Aber besonders freue ich mich darauf, dass ich nicht nach der Uhr unterwegs sein muss, sondern auch mal etwas Zeit mit neuen Eindrücken verbringen kann.“ Man merkt Stahl an, dass er gespannt auf den Ruhestand zugeht und ihn eine erwartungsvolle Freude begleitet: „Auch im Ruhestand bleibe ich Diakon! Ich hoffe, dass ich auch in der letzten Lebensphase, die Gesundheit genießen kann.“
Zum Interview eingeladen mit der Anmerkung, dass es auch Kaffee gäbe, entgegnet Bernhard Stahl: „Ich trinke keinen Kaffee, mir reicht ein Wasser.“ Bei dieser Antwort, war eine Nachfrage nötig: „Er schmeckt mir einfach nicht. Ich koche, so die Kollegen, sehr guten Kaffee! Aber er hat mir nie geschmeckt! Muss es auch nicht! Ich bin beim Frühstück eben noch nicht über das Kakaoalter hinaus gekommen!“
Bernhard Stahl spricht auch noch drei Empfehlungen aus, die man in der Pfarrei erleben sollte. „Da sind die kirchlichen Traditionen und Feste vor Ort – Gemeinschaft erleben, Gottesdienst kennen und Feste feiern! Vor Ort ist auch die Nachbarschaftshilfe besonders. Sie läuft nebenbei und oft ganz selbstverständlich, ohne dass viel darüber gesprochen wird! Und natürlich die Kapellen – die Lourdes, Maria Hilf oder auch Antonius Kapelle lohnen sich!“
Schlussworte? „Zum Abschluss möchte ich noch meinen Weihespruch mitgeben: „Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesus, des Herrn.“ (Kol 3,17) Das war immer mein Leitspruch. Mein Versuch, der auch nicht immer geglückt ist. Ich war nur der Bote, aber Christus bleibt! Christus kommt weiterhin, ich vielleicht nicht! Ich bin dankbar, dass mein Weg so möglich war. Ich bin dankbar für meine Ehefrau, die meinen Dienst immer mitgetragen hat, sonst wäre vieles nicht möglich gewesen. Und ich bin dankbar für die vielen Menschen, die ich mittragen durfte und die auch mir mit Rat und Tat oder im Gebet beigestanden haben.“