Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler

Kirche St. Pius wird sich verändern - "Womit dienen wir den Menschen in der Stadt?"

Informationsveranstaltung am 28. November in Bachem

Bad Neuenahr-Ahrweiler – „Der Wiederaufbau und die kirchliche Nutzung der Kirche St. Pius X. in Bad Neuenahr-Ahrweiler standen immer an erster Stelle unserer Überlegungen“, betonen Armin Küpper und Tobias Pfanner als Mitglieder des Verwaltungsrates der Kirchengemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Allerdings mussten wir nach intensiver Prüfung aller Rahmenbedingungen und Optionen leider feststellen, dass der hierfür erforderliche finanzielle Aufwand für uns als Pfarrgemeinde nicht leistbar ist.“ Der Kirchenraum, das Pfarrhaus und -heim sowie die Kita aus den Jahren 1968/69 wurden durch die Flut 2021 stark beschädigt. St. Pius wird nicht mehr als Kirchenraum wiederaufgebaut. Eine Machbarkeitsstudie soll nun Varianten eines sozialen Wohnprojektes und Tageshospiz auf dem vorhandenen Grundstück prüfen. Um über die zukünftige Gestaltung und Nutzung des Geländes und der darauf befindlichen Gebäude zu informieren, laden Vertreter der kirchlichen Gremien und Pfarrer Jörg Meyrer alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 28. November um 19.30 Uhr in das Sängerheim in Bachem (Neuenahrer Straße 11) ein.

Mehr als ein Jahr haben sich die verantwortlichen Haupt- und Ehrenamtlichen mit verschiedenen Optionen auseinandergesetzt und die Rahmenbedingungen eingehend geprüft. Sie hatten sich dazu mit unterschiedlichen kirchlichen und kommunalen Gruppen, Interessenten und Institutionen ausgetauscht und beraten. „Darunter fiel auch die Suche nach möglichen Kooperationspartnern für eine multifunktionale Nutzung – neben der rein kirchlichen Nutzung. Leider ergaben sich aber keine Verbindlichkeiten, die für eine Finanzierung erforderlich gewesen wären. Neben den finanziellen Aspekten muss auch gewährleistet sein, dass ein solcher Raum stabil und gut ausgelastet betrieben werden kann. Dazu braucht es zum Beispiel Personal“, nennt Küpper ein Beispiel auf der Suche nach Lösungen.

Wohnen im Ahrtal

Die Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Malteser Hilfsdienst und der Caritasverband Rhein-Ahr-Eifel hatten sich vor einiger Zeit im Rahmen eines Workshops „Wohnen im Ahrtal“ ausgetauscht. Ziel war es, zu eruieren, wie Wohnraum geschaffen werden kann, der eine Alternative zu vorherrschenden Wohnformen (Einfamilienhäuser, klassische Wohnungen) darstellt und für Menschen finanziell leistbar ist. Dabei war der Standort zunächst offen. Parallel kam der Hospiz-Verein Rhein-Ahr mit dem Vorschlag eines Tageshospiz in ihrer Trägerschaft auf die Kirchengemeinde zu. Der Diözesancaritasverband Trier hat in diesem Zusammenhang eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese soll prüfen und ausloten, inwieweit ein soziales Wohnprojekt und Tageshospiz möglich wäre. Die Ergebnisse werden im ersten Quartal 2024 erwartet und werden dann auch zeigen, ob und inwieweit bereits Bestehendes in die Planungen aufgenommen werden kann. Eine Entscheidung fällen die kirchlichen Gremien vor Ort. Die Idee würde sich an die Kita und das Integrative Mehrgenerationen-Quartier (IMQ) anschließen und somit ein vielfältiges, generationenübergreifendes und inkludierendes Quartier darstellen, so Meyrer. „Hier werden keinesfalls exklusive Wohnungen entstehen“, betont der Pfarrer. Bei aller berechtigter Trauer gehe der Blick auf ein zukunftsorientiertes Konzept. Ein „Genau-so-weiter“, wie vor der Flut sei weder zukunftsweisend noch an der aktuellen Lebenswirklichkeit der Menschen ausgerichtet.

Ein Vorschlag, der noch im Raum schwebe, sei ein Flut-Museum im Kirchenraum zu eröffnen. „Aber solch eine museale Nutzung dient mehr den Touristinnen und Touristen als den Einwohnerinnen und Einwohnern von Bad Neuenahr-Ahrweiler“, stellt der Seelsorger klar.

 „Kirche vor Ort“ soll weiterhin ihren Platz haben

„Wir bedauern es sehr, die Entscheidung, das Kirchengebäude nicht mehr wiederaufzubauen, jetzt so treffen zu müssen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund der sehr aktiven Gruppe in St. Pius, die seit der Flut eine Vielzahl von Veranstaltungen rund um die Kirche organisiert hat“, betont Pfanner. Mit der Aufgabe des Kirchenraums als sakralem Ort wird eine Profanierung (Entweihung) einhergehen. Der Verwaltungsrat möchte die Gruppe ausdrücklich einladen, sich weiterhin zu engagieren und ihre Angebote fortzuführen. „Daher legen wir großen Wert darauf, dass bei der zukünftigen Nutzung Räumlichkeiten geschaffen werden, wo ‚Kirche vor Ort‘ stattfinden kann. Diese zu gestalten und mit Leben zu füllen ist eine Chance, in die sich die Gruppe hoffentlich einbringen wird“, sagt Küpper. Eine von zwei Vorgaben, die die Kirchengemeinde in die Machbarkeitsstudie gegeben haben, sei daher ein Raum, der für Gottesdienste, Andachten und andere Treffen genutzt werden kann. Die zweite Vorgabe lautet, einen Ort für Erinnerungskultur an die Kirche St. Pius X. zu schaffen.

St. Pius – seit jeher ein Ort der Transformation

Das Gebäude weiterhin als Kirchenraum zu halten, sei finanziell nicht leistbar und nicht nachhaltig. Zwar würden Teile durch die ADD finanziert, jedoch gäbe es dort keinen Spielraum für Modernisierungen oder Veränderungen, erläutert Meyrer. Viele Betroffene im Ahrtal kennen das aus eigener Erfahrung: „Wenn vorher konventionelle Heizkörper das Haus warmgehalten haben, zahlt die Versicherung nicht einfach eine nachhaltigere und effizientere Fußbodenheizung.“ Innovationen wären daher nicht möglich. Bei einer geringer werdenden Anzahl an Gottesdienstteilnehmenden und den Vorgaben aus dem neuen Immobilienkonzept des Bistums Trier gilt es, die Kosten für Unterhalt und Betrieb für die nächsten Jahrzehnte mitzudenken.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, betonen alle Verantwortlichen. Sich von einer Kirche zu verabschieden an der viele Emotionen und Erinnerungen hängen, sei besonders im Flutgebiet, das durch viele Veränderungen geprägt sei, schwierig. Doch es sei auch eine Chance, etwas Neues zu gestalten und Kirche ein anderes Bild zu geben – nicht als Ort von sakralen Feiern, sondern als Ort, wo Leben in seiner Vielfalt abgebildet wird und Nächstenliebe als das Merkmal des Christentums plastisch gelebt wird. Der Kirchenraum mit angrenzendem Pfarrhaus- und heim wurden nach dem II. Vatikanischen Konzil gestaltet und galten daher damals als wegweisend für eine neue und moderne pastorale Arbeit. „Der Blick war in St. Pius schon immer auf die Zukunft ausgerichtet“, erklärt Pfarrer Meyrer. Das soll auch weiterhin so bleiben – unabhängig vom Kirchengebäude. „Transformation“ sei hier ein Stichwort, das von der Frage geleitet wird: „Womit dienen wir den Menschen in unsrer Stadt am meisten?“.

Auch ohne St. Pius ist die Feier von Gottesdiensten in der direkten Umgebung gewährleistet. „Seit der Flut nutzen wir die Kapelle St. Anna für Werktags- und Sonntagsgottesdienste wie auch für Trauerämter“, berichtet Meyrer. Er feiere dort sogar seine meisten Gottesdienste. Sieben weitere Kirchen gibt es auf dem Gebiet der Pfarrei und insgesamt zehn Kapellen.

„Uns ist es wichtig, dass auch bei der Nachnutzung christliche Werte und Aspekte berücksichtigt werden. Mit den aktuellen Ideen eines sozialen und integrativen Wohnprojektes und einem Tageshospiz würde wieder etwas für die Menschen vor Ort geschaffen“, betonen Küpper und Pfanner. Dies sei ein gutes Hoffnungszeichen für die Bewohnerinnen und Bewohner von Bad Neuenahr-Ahrweiler. 

(jf)

FAQ St. Pius X. Bad Neuenahr-Ahrweiler

Warum wird die Kirche St. Pius X. nicht saniert wie die anderen Kirchen/Kapellen in der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler?

Der Prozess über die Zukunft der Kirche St. Pius wurde durch intensive Gespräche, Prüfung von vielfältigsten Vorschlägen und Anregungen sowie Diskussionen durch Hauptamtliche und engagierte Ehrenamtliche, kirchliche sowie kommunale Institutionen gestaltet. Es hat sich ebenfalls ein Lokales Team „Sankt Pius“ gebildet, die ihre Ideen eingebracht haben. Diese wurden auf unterschiedlichen Ebenen auf ihre Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit geprüft. Daraus resultierte die Entscheidung, die Kirche St. Pius nicht wieder als Kirchengebäude zu nutzen, sondern ein zukunftsorientiertes Konzept zu verfolgen, das den Bedarfen des dortigen Sozialraumes entspricht. Mit dieser Entscheidung geht eine Profanierung (Entweihung) des Kirchengebäudes einher.

Die Gebäude und das Gelände sind Teil einer Machbarkeitsstudie, die auslotet, welche Möglichkeiten, Vor- und Nachteile oder auch Hindernisse es gibt, Bestehendes teilweise, ganz oder gar nicht zu übernehmen. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, deren Federführung der Caritasverband für die Diözese Trier innehat, werden im ersten Quartal 2024 erwartet.

Die kirchlichen Gremien (die Mitglieder des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrats) haben ihre Verantwortung für die Gebäude und Grundstückesteile wahrgenommen, die im Eigentum der Kirchengemeinde sind und über die Zukunft von St. Pius X. eingehend, intensiv und über einen langen Zeitraum beraten, verschiedene Vorschläge/Ideen/Konzepte von unterschiedlichen kirchlichen und nicht-kirchlichen Gruppen/Institutionen/Investoren in aller Offenheit diskutiert. Dabei stand das Thema „Nachhaltigkeit“ im Mittelpunkt, darunter fällt auch der Punkt Finanzierung und der Blick in die Zukunft unter der Leitfrage „Was dient den Menschen vor Ort?“. Durch diese intensive Entscheidungsfindung mit der Einbindung unterschiedlicher (Interessens-)Gruppen sowie Gremien und durch die Zusammenarbeit mit der engagierten Gruppe „Team Sankt Pius“ dauerte die Entscheidungsfindung bis jetzt.

Die von den kirchlichen Gremien präferierte Idee ist, auf dem Gelände ein soziales Wohnprojekt und Tageshospiz zu errichten. 

Daneben gibt es noch den Vorschlag, ein Flut-Museum in dem Kirchengebäude zu errichten. Allerdings ist eine museale Nutzung nicht mit der Idee des Wohnprojektes/Tageshospizes kombinierbar.

Die Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Malteser Hilfsdienst und der Caritasverband Rhein-Ahr-Eifel haben sich im Rahmen eines Workshops „Wohnen im Ahrtal“ ausgetauscht. Ziel war es, zu eruieren, wie Wohnraum geschaffen werden kann, der eine Alternative zu klassischen Wohnformen (Einfamilienhäuser, klassische Wohnungen) darstellt und für Menschen finanziell leistbar ist. Dabei war der Standort zunächst offen. Parallel kam der Hospiz-Verein Rhein-Ahr mit dem Vorschlag eines Tageshospiz in ihrer Trägerschaft auf die Kirchengemeinde zu. Der Diözesancaritasverband Trier hat in diesem Zusammenhang eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die daraus entstehenden unterschiedlichen Varianten, die im ersten Quartal 2024 vorliegen sollen, werden dann von den kirchlichen Gremien vor Ort diskutiert und eine Entscheidung getroffen.

Als Bedingungen hat die Kirchengemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler für die Machbarkeitsstudie zwei zwingende Elemente angegeben:

  1. Das Wohnprojekt/Tageshospiz muss einen multifunktionalen Ort der Begegnung vorhalten, der für Treffen und Zusammenkünfte unterschiedlicher Art von der Allgemeinheit genutzt werden kann und der gleichzeitig ein Raum ist, in dem Gottesdienste/Andachten gefeiert werden können. Eine explizite Kapelle ist nicht vorgegeben.
  2. In dem Wohnprojekt/Tageshospiz muss es einen Ort für Erinnerungskultur an die bisherige Kirche St. Pius geben. In welcher Form, Art und Weise dies auf dem Gelände geschehen kann, wird ein Ergebnis der Machbarkeitsstudie sein.

Es gibt Gespräche mit zukünftigen Investoren über die Trägerschaft des Wohnprojektes, aber auch die Gründung einer Genossenschaft in diesem Zusammenhang wird geprüft.

Der Hospizverein Rhein-Ahr möchte das Tageshospiz errichten und auch die Trägerschaft übernehmen.

Des Weiteren ist das Projekt auf Investoren angewiesen.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden im ersten Quartal 2024 erwartet. Dann gilt es die vorgeschlagenen Varianten zu sondieren und eine Entscheidung zu treffen. Bevor mit Baumaßnahmen begonnen werden kann, muss zudem der Bebauungsplan geändert werden. Hinzukommt die derzeitige Lage beim (sozialen) Wohnungsbau, der nicht auskömmlich finanzierbar ist. Die Preise für Baumaterialien bewegen sich auf weiterhin auf sehr hohem bis hohem Niveau. Die Kosten sind momentan nicht seriös kalkulierbar, was einen festterminierten Baubeginn nicht zulässt.

Einiges an Inventar wurde nach der Flut aufbereitet und befindet sich in Zwischenlagern. Über andere Elemente wie ein großes Kreuz, Altar und Ambo wird zu gegebener Zeit, also nach der Machbarkeitsstudie und der damit einhergehenden weiteren Planung, entschieden. 

Die Orgel war bereits vor der Flut stark sanierungsbedürftig; die Flut und die dadurch entstandene Luftfeuchtigkeit hat der Orgel weiter zugesetzt, so dass diese nicht mehr genutzt werden kann.

Der Kirchturm wird in der Machbarkeitsstudie mitbedacht, wie der gesamte Gebäudekomplex rund um St. Pius, da eventuell Teile der alten Bausubstanz in das neue Projekt integriert werden können. Allerdings ist dies in beide Richtungen offen. Hier gilt es die Ergebnisse, die aus der Machbarkeitsstudie entstehen, abzuwarten. 

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