Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler
Joseph Stick: Archivverwalter an St. Laurentius
Joseph Stick ist Archivverwalter an St. Laurentius, Ahrweiler. Von seiner Tätigkeit bekommt kaum jemand etwas mit, obwohl sie bis ins 14. Jahrhundert reicht.
Ursprünglich war Joseph Stick Lehrer für Deutsch, Religion und Kunst in Wilhelmshaven, wo er 21 Jahre lang eine Schule geleitet hatte. Nach seiner Pensionierung, zog es ihn nach Ahrweiler, wo er dem Kirchenchor beitrat. Hier traf er auf Peter Groß, der ihn mit seiner Arbeit faszinierte: Sämtliche Schriftstücke der Pfarrei hatte Groß katalogisiert und übersetzt. Davon fühlte sich der Pensionär angezogen und setzte die Arbeit von Peter Groß fort.
Unzählige Stunden investiert Joseph Stick seitdem in die Anlage und Pflege des Archivs der Pfarrei, in die Restaurierung alter Buchbestände und in die Auseinandersetzung mit den Buchschätzen unserer Pfarrei – was ihn dabei motiviert? „Bücher sind Zeitzeugnisse! Denken Sie mal an den Franziskanerorden. Es waren Bücher, die letztlich zu einer der größten Reformbewegungen in der Kirchen führten – an Bücher lässt sich viel nachvollziehen.“ Ein anderer Reiz seien die Änderungen im Glaubensbewusstsein, die sich an verschiedenen Handschriften nachvollziehen lassen: „Wie wurde Glaube im 11. Jahrhundert gelebt? Wie glaubten die Menschen während der Pest?“ Dass sich darunter dann wahre Schätze finden lassen, berichtet Stick ganz Stolz und verweist auf die Dissertation von Willibrord Heckenbach OSB aus Maria Laach: „Ahrweiler hatte besondere Einschübe in die Fürbitten während der Pestepidemie! In seiner Forschung hat Heckenbach die Eigenständigkeit der Gottesdienstbücher in Ahrweiler herausgearbeitet – das ist ein unglaublich große kultureller Wert, der bis in unsere Zeit herein greifbar ist.“
Doch nicht nur die Eigenständigkeit der Bücher über den Wert einer Abschrift hinaus ist faszinierend; den Büchern komme auch ein künstlerischer Wert zu: „Zu einem Teil liegen handgeschrieben Bücher und Abschriften vor. Das ist ein hoher kultureller Wert, der so schnell auch nicht verschwinden wird.“
Mit Blick auf die exponierte Stellung dieser Codices sind ihre Restauration und ihre Lagerung ein besonders schwieriges Unterfangen. Die Sicherheit alleine reiche da nicht aus, weiß Stick. Vielmehr müssten durch richtiges Equipment auch Luft, Temperatur und Feuchtigkeit gewährleistet werden. So wurde der kostbare Teil des Archivs ausgelagert. Ein Teil, vor allem Urkunden und Akten des 13. bis 18. Jahrhunderts, wurden ins Stadtarchiv Ahrweiler ausgelagert. Ein anderer Teil, vor allem Handschriften (Codices), Psalter und Mess- bzw. Gesangsbücher finden sich in der Landesbibliothek Koblenz.
„Die Restaurierung dieser Kulturgüter ist ohne erheblichen finanziellen Aufwand nicht zu bewältigen“, gibt Stick zu verstehen. Aktuell beschäftige ihn Codex XIII, eine Sammlung von gottesdienstlichen Gesängen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Johannes Rothaar abgeschrieben wurden. Die Restaurierung eines derartigen Buches belaufen sich auf 10 bis 20.000 Euro pro Buch; für 2-5 Jahre werden die Bücher dafür in fachkundige Hände gegeben. „Oft sind die Bücher durch äußere Einwirkungen oder schlechte Lagerung schwer beschädigt. Sie lagen zu einem Großteil von 1803 an bis vor knapp 20 Jahren auf dem Speicher.“ Dementsprechend wird ein Buch zunächst komplett auseinander genommen, dann in Bädern gereinigt und abschließend komplett neu gebunden.