Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler

Interview mit Kantor Thomas Schnorr

Seit einigen Wochen ist die Kirchenmusik an der Ahr wieder in festen Händen: Thomas Schnorr heißt der Mann, der seit dem 15. Oktober als Kantor sowohl für die Pfarrei, als auch für den Pastoralen Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler zuständig ist.

Der Organist ist im Hunsrück aufgewachsen und hat nach der kirchenmusikalischen C-Ausbildung Kirchenmusik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz studiert. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Wien, legte er das A-Examen ab und trat im Herbst 2004 die Kirchenmusikerstelle in Mayen an. Dort hat er neben dem Aufbau neuer Ensembles unter anderem die Konzertreihe „Musik in St. Clemens“ ins Leben gerufen. Begleitend zu seiner Stelle in Mayen hat er 2006 ein Diplom in Orgelimprovisation bei Prof. Wolfgang Seifen in Berlin und 2010 das Konzertexamen in Orgelliteraturspiel bei Prof. Roland Maria Stangier in Essen abgelegt.

Nach 19 Jahren in Mayen blicken Sie ja auf einen prägenden Abschnitt Ihres Lebens als Kirchenmusiker zurück – Woran erinnern Sie sich gerne?

Zunächst sei die Chorarbeit zu nennen, die Schnorr maßgeblich mit geprägt habe: „Gerade wenn ich an die Junge Kantorei denke. Den Chor habe ich selbst aufgebaut und ein bis zwei Konzertprojekte jährlich realisieren können!“ In dem Zusammenhang sei ein Highlight sicherlich Bachs Weihnachtsoratorium, welches zum zehnjährigen Bestehen der Jungen Kantorei aufgeführt wurde.

Als besonderes Highlight seiner Arbeit in Mayen nennt der Kantor das Konzert „In Exile“, was er im November 2017 umgesetzt hat. Thematik des Konzertes war die musikalische und textliche Betrachtung des Psalms 137, welcher vom Babylonischen Exil berichtet. In vielerlei Hinsicht war dieses Konzert besonders: „Wie ein Gesamtkunstwerk wurde die ganze Kirche einbezogen. Die Junge Kantorei sang in verschiedenen Konstellationen, Lichtinstallationen waren ein markanter Punkt, das Saxophon und die Orgel steuerten improvisatorische Elemente bei. Abgerundet wurde das Programm durch passende Bibelstellen.“ Neben größeren Konzerten denke Schnorr auch gerne an kleinere Projekte zurück, wie „die Orgelmusik zur Marktzeit im Sommer oder im Advent.“ Dass er in dieser Zeit von größeren Pannen verschont geblieben ist, stellt der Organist während des Interviews fest: „So richtig schief ist zum Glück nie was gelaufen…“ und fügt hinzu: „Das möge auch gerne weiter so bleiben!“

Ganz neu sind Sie an der Ahr ja nicht mehr. Sind Sie gut im Ahrtal angekommen? Haben Sie vielleicht sogar schon Fuß gefasst?

Thomas Schnorr hat sich längst mit den Gegebenheiten an der Ahr auseinandergesetzt: „Ich denke auch gerne an die Orgel in St. Clemens zurück. Die war so gut wie neu, als ich nach Mayen kam… Übrigens auch Fischer und Krämer, wie die Orgel hier!“ Nach drei Wochen aber vom „Fuß fassen“ zu sprechen, sei etwas zu viel gesagt. Den neuen Kantor freue es, in seiner Tätigkeiten überall schon rumgekommen zu sein und natürlich viel Applaus nach den Gottesdienst erhalten zu haben – „Sogar hier auf dem E-Piano!“ Insgesamt gebe Ahrweiler ihm ein gutes Gefühl, nicht zuletzt durch die vielen positiven Begegnungen, die er bereits machen durfte. Ein großer Wohlfühlfaktor sei die Kirche St. Laurentius, die ihm sehr gut gefalle. „Musik ist ein sehr emotionales Ding; das fängt bei mir schon an mit dem Raum, ich muss gerne darin Musik machen.“ Dabei sind Ahrweiler und seine Kirche für ihn alte Bekannte. Mit seinem Vorgänger Klaus-Dieter Holzberger, habe er nämlich über Jahre hinweg einen kollegialen Austausch gepflegt: „Seit ich in Mayen bin, kenne ich Klaus-Dieter und seine Wirkungsstätte. Mit der Jungen Kantorei hatten wir schon einen Auftritt in St. Laurentius und in der Rosenkranzkirche. Auch habe ich vor einigen Jahren ein Orgelkonzert in Ahrweiler gespielt.“ Schnorr verrät dabei, dass er schon immer überlegt habe, sich in Bad Neuenahr- Ahrweiler zu bewerben, sobald Klaus-Dieter Holzberger im Ruhestand sei.

Auf die Frage, ob er ähnliche Highlights an der Ahr plane, wie er sie in Mayen umgesetzt hat, antwortet Thomas Schnorr positiv: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier einen ähnlichen Projektchor zu etablieren. Allerdings dann auf Ebene des pastoralen Raumes, sodass keine Konkurrenzsituation zu den bestehenden Kirchenchören entsteht.“ Dennoch weiß der Neue im Team des Pastoralen Raumes, dass er zunächst ins Team hineinwachsen muss: „Erstmal steht die Kennnelern- und Aufwärmphase an.“

In Mayen waren Sie „nur“ auf Ebene der Pfarrei tätig. Das ändert sich mit Ihrer Tätigkeit an der Ahr: Sie betreuen sowohl den Pastoraler Raum, als auch die Pfarrei. Wo sehen Sie hier Chancen? Gibt es Betätigungsfelder, auf die Sie sich schon freuen?

„Ja, die gibt es! Meine neue Stelle schafft nämlich auch Raum für Orgelunterricht – das hatte ich bislang nicht. Hierauf freue ich mich und ich freue mich auf die Arbeit mit den Chören! Große Chancen sehe ich darin, als Ansprechpartner auch für Nebenamtliche zu fungieren. Ich freue mich schon, mal die verschiedenen Organisten und Chorleiter kennenzulernen!“

Für die meisten Menschen ist die Musik ein Hobby. Würden Sie sagen, Sie haben Ihr Hobby zum Beruf gemacht?

„Als Kind bekam ich eine Tischorgel geschenkt und ich war Messdiener: Irgendwie hat mich immer fasziniert, was da oben so passierte. Ohne Noten lesen zu können, habe ich versucht, die Kirchenlieder zu spielen.“ Mit 12 oder 13 Jahren habe Schnorr bereits erste Gottesdienste gespielt und dabei auch improvisiert. Wahrscheinlich, so der Konzertorganist, komme aus dieser Zeit auch seine Liebe zur Improvisation: „Das Improvisieren würde ich schon als mein Steckenpferd bezeichnen. Gerne spiele ich auch Literatur, aber das Improvisieren, das reizt mich besonders! Einfach mal etwas probieren.“ „In diesem Sinne ist mein Hobby schon zum Beruf geworden…“, antwortet Schnorr zunächst. Auf die Nachfrage, ob nicht eigentlich schon die ganze Zeit seine Liebe zur Musik bestimmend war, grübelt er: „Ja, vielleicht stand der Berufswunsch wirklich früher fest… Vielleicht war es auch nur anfangs ein Hobby, was sich schnell zur Passion entwickelt hat.“ Wenn der Kirchenmusiker jedenfalls nicht gerade musiziert, sei er in der Natur anzutreffen: „Das Wandern ist mein größtes Hobby außerhalb der Musik. Da bin ich ja hier an der Ahr goldrichtig, wo ich jetzt alles neu erkunden kann. Die meisten Strecken kenne ich noch nicht.“

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Zeitreise zu unternehmen, welchen Musiker würden Sie gerne mal treffen? Mit welcher Persönlichkeit würden Sie sich gerne mal unterhalten?

„Puh… Ich denke, ich würde gerne mal Anton Bruckner treffen! Einerseits, weil ich seine Sinfonien gerne höre und andererseits, weil er ein großer Improvisator gewesen sein soll. Letztens habe ich gelesen, Bruckners Improvisationen sollen ähnlich wie seine Sinfonie gewesen sein.“ Eine weitere Person, die ich gerne treffen würde, wäre Vicco von Bülow, „den kennt man besser unter seinem Künstlernamen Loriot. Ich bin ein großer Fan von seinem Humor und glaube, es wäre spannend, sich mit ihm mal länger zu unterhalten.“

An dieser Stelle begrüßen wir Thomas Schnorr ein weiteres Mal herzlich als neuen Kantor in der Pfarrei und ihm Pastoralen Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wir hoffen, Sie finden sich gut an der Ahr zurecht und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen! Zum Einstand also alles Gute und Gottes Segen!

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